Forschungskonzept
Neues Verständnis von individuellem Herz-Kreislauf-Risiko
In unserer Forschung betrachten wir daher multidisziplinär jeden Menschen als individuelles System, um eine möglichst umfassende Kenntnis des Risikoprofils zu erhalten. Wir untersuchen darüber hinaus das Zusammenwirken verschiedenster Faktoren, die zur Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen. Für die personalisierte Risiko-Beurteilung berücksichtigen wir auch psychosoziale Risiko- und Resilienzfaktoren. Daraus entwickeln wir Behandlungs- und Präventionsstrategien, die auf den individuellen Hintergrund und die Lebensbedingungen der Probanden abgestimmt sind.
Das Ziel ist es schlussendlich, der richtigen Person die richtige Behandlung zum richtigen Zeitpunkt zukommen zu lassen.
Der innovative Ansatz unserer Forschung
Durch unseren holistischen Ansatz, der zusätzlich zu „klassischen“ klinischen und neuen molekularen Merkmalen auch innovative Bildgebung und psychosoziale und geografische Charakteristiken beinhaltet, können sowohl frühe subklinische Organveränderungen, genetische Risiken als auch die Verhaltensprofile der Studienteilnehmer in die Risikobewertung einbezogen werden.
Wir rekrutieren junge Menschen mit hohem genetischen Risiko oder frühem kardiovaskulären Ereignis und deren Angehörige ersten Grades, um frühzeitig Veränderungen zu beobachten und den genetischen Bezug gezielt zu analysieren.
Wir werden auch bei Hochrisiko-Probanden kausal orientierte Interventions-Evaluierungen/Validierungen durchführen.
Erfassung von Ergebnissen mittels modernster Bildgebung: Dies ermöglicht eine Quantifizierung des subklinischen Risikos im Zeitverlauf.
Digitaler Fortschritt für die Herz-Kreislauf-Gesundheit
Digitale Gesundheitstechnologien sind mehr als nur High-Tech-Gadgets. Sie nutzen digitale, mobile und drahtlose Technologien, um unsere Gesundheit zu unterstützen. Von smarten Uhren, die Herzrhythmusstörungen erkennen, bis hin zu Blutdruckmessgeräten, die mit Apps verbunden sind, um die Überwachung zu Hause zu erleichtern.
Wir werden vorhandene digitale Gesundheitstechnologien für die Unterstützung aller Bereiche des FS-CPC nutzen, weiterentwickeln und validieren, beispielsweise für Diagnose, Prävention und Therapie. Wir verwenden Machine Learning-Ansätze für die Entwicklung von Vorhersage-Algorithmen für das individuelle Herz-Kreislauf-Risiko. Obwohl digitale Gesundheitstechnologien ein großes Potenzial zur Verbesserung der Herz-Kreislauf-Prävention und -Behandlung besitzen, gibt es bisher nur wenige wissenschaftliche Studien und Erkenntnisse für ihren validen Einsatz.
Zudem nutzen wir neue Bildgebungsverfahren, um subtile Veränderungen in Blutgefäßen und Organen zu erfassen. Diese visualisierten Informationen helfen uns nicht nur bei der Kommunikation mit den Patienten, sondern auch dabei, neue Parameter für eine präzisere Herz-Kreislauf-Einschätzung zu entwickeln.
Neue Therapien und personalisierte Implementation
Ein Herzinfarkt ist oft die erste klinische Manifestation der Arteriosklerose der Herzkranzgefäße. Dieser Prozess erstreckt sich über mehrere Lebensdekaden. Trotz der Annahme, dass kardiovaskuläre Erkrankungen durch Maßnahmen wie die Platzierung eines Stents „repariert“ werden können, handelt es sich dabei lediglich um die Symptombehandlung, nicht um die Beseitigung der Grunderkrankung – ein grundlegendes Prinzip der Medizin.
Eine effektive Gesunderhaltung durch Prävention, einschließlich der Stärkung bio-chemischer und psychologischer Resilienzfaktoren, ist daher der effizientere und kostengünstigere Weg. Ein Paradigmenwechsel in der Diagnostik und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist notwendig, um die Gesundheit zu erhalten und nicht nur den Krankheitsverlauf zu mildern. Die zukünftige Schlüsselrolle liegt in der frühzeitigen Behandlung der Genese, also der Entstehungsphase der Erkrankung, um Morbidität, Behinderung und Tod zu verhindern.
Neue Entwicklungen in der pharmakologischen Therapie – besonders mit Fokus auf die atherogenen Lipoproteine, die kausal für die Entstehung der atherosklerotischen Gefäßerkrankungen sind – sollen in die Prävention eingeführt werden. Dazu müssen alle Risiko- und Resilienzfaktoren in das präventive Konzept einbezogen werden. Dies schließt sowohl personalisierte Ernährungsempfehlungen und körperliche Aktivität, als auch das psychosoziale und geografische Lebensumfeld (Belastung mit Feinstaub, Lärm) ein.
Ein limitierender Faktor für die langfristige Effizienz von Präventionsmaßnahmen ist die Adhärenz, sowohl bei medikamentösen Therapien als auch im Lebensstil. Barrieren für die Adhärenz sind oft geringes Wissen, Fehlinformationen, mangelnde Motivation und unzureichende Unterstützung von Ärzten und Gesellschaft. Es hat sich gezeigt, dass eine verstärkte Einbindung der Patienten in ihr präventives Management, regelmäßige Motivation aus verschiedenen Quellen sowie als verlässlich und umsetzbar empfundene Informationen entscheidend sind. Dies ist daher ein wesentlicher Bestandteil unserer Erarbeitung individueller Präventionskonzepte.